Project name:Erkundung der Alviela-Quelle
Location:Portugal
Date:23.10.2020
Nascentes do Alviela  eine bedeutende Quelle in Portugal

Nascentes do Alviela eine bedeutende Quelle in Portugal

In Portugal gibt es drei größere Karstgebiete: Serras d’Aire und Candeeiros, Sicó-Alvaiázere und den Kalkstein-Gebirgszug Arrábida am Meer, wo es keine Süßwasserquellen gibt. Die beiden anderen Regionen Serras d’Aire und Candeeiros and Sicó-Alvaiázere befinden sich weiter im Landesinneren und weisen einige bemerkenswerte permanente Karstquellen auf.

Die beiden Hauptquellen von Serras d’Aire und Candeeiros heißen Alviela und Almonda. Beide entspringen aus Jura-Kalkstein.

215 m tief und damit die tiefste Höhle Portugals Höhlenbeschreibung und Speläogenese:

215 m tief und damit die tiefste Höhle Portugals Höhlenbeschreibung und Speläogenese:

Die Alviela-Quelle ist eine permanente Karstquelle westlich von Alcanena, nahe des Estremenho-Kalksteinmassivs im Tertiär-Becken des unteren Tajo in der Mitte Portugals.

Sie liegt am westlichen Ende eines Dreiecks, gebildet aus der Alviela-Quelle, der Almonda-Quelle im Osten und der Polje de Minde im Norden, in einem kleinen Kalksteinblock, der durch einen Ausbiss in der Kreideformation der Monsanto-Mulde geteilt wird und sich im südlichen Teil des Serras d’Aire und Candeeiros-Naturschutzgebiet (PNSAC) befindet.

Obwohl die Quelle permanent ist, lässt sie sich nur während der Trockenzeit betauchen, in der man die mehr als 1250 m langen Unterwassertunnel durchtauchen kann, die bis auf  215 m abfallen. Im trockenen Eingangsbereich wird der Zugang zum Wasser durch mehrere 3 m hohe Stufen und einen 10 m langen Tunnel mit einer Höhe von 1,3 m erschwert. Während der Regenzeit ist es aufgrund der starken Strömung und des hohen Durchflusses nahezu unmöglich, in die Höhle vorzudringen.

Eine PNSAC-Genehmigung ist erforderlich.

215 m tief und damit die tiefste Höhle Portugals Die Grenzen werden fortlaufend erweitert.

Nach und nach wurden immer weiter entfernte und tiefere Abschnitte der Höhle erreicht, sodass ein Habitat eingerichtet werden konnte. Damit begann auch die Suche nach besserer Ausrüstung, die den extremen Bedingungen in der Tiefe der Höhle widerstehen kann.

1961
Erste Unterwasser-Erkundung mit 150 m linearen Vordringens bis in eine Tiefe von 35 m. Seit damals wurde die Höhle vor allem von portugiesischen, belgischen, spanischen und französischen Tauchern erkundet.
1983
J. Michel und J.P. Thiery dringen 300 m weit vor und erreichen eine Tiefe von 50 m.
2004-2008
Im Jahr 2004 erreichte ein französisch-portugiesisches Team eine Tiefe von 125 m und erkundete 1370 m Strecke. In den Jahren 2007 und 2008 erreichte das gleiche Team eine Tiefe von 130 meters und erweiterte die Topografie auf 1510 m.
2010
B. Moulin und M. Burgui konnten in einer Tiefe von 134 m zwei Passagen verbinden, konnten jedoch die Fortsetzung der Höhle nicht finden.  
2016 - Beginn der Arbeit von Xplorasub in Alviela
Dieses Gemeinschaftsprojekt von AESDA und XploraSub begann mit dem Studium relevanter Informationen zum Verständnis der Höhle. Untersucht wurden dabei vor allem die Berichte früherer Erkundungen und verfügbare Publikationen. Außerdem wurden einige Tauchgänge durchgeführt, um die Höhle kennenzulernen und die zugehörige Logistik, bzw. die Verfahren zu evaluieren. Tauchgänge: 9, max. Tauchzeit: 180 min, max. Tiefe: 50 m
2017
In diesem Jahr wurde die Führungsleine überprüft und nach Bedarf bis zu einer Tiefe von 110 m repariert. Die Kartierung mit herkömmlichen Mitteln wurde begonnen. In den tiefen Bereichen des Systems wurden verschiedene Tauchgänge durchgeführt, wobei Dauer, Distanz und Tiefe fortlaufend gesteigert wurden, bis eine Tiefe von 134 m erreicht war. Dies entspricht der bisher größten Tiefe einer nationalen Höhle, die zuvor vom französisch-portugiesischen Team erreicht worden war. Eine Engstelle wurde überwunden, und 50 m Leine wurden platziert, um zwei Passagen zu verbinden. Außerdem wurden verschiedene Unterwasservideos und -fotos gemacht. Tauchgänge: 31, max. Tauchzeit: 275 min, max. Tiefe: 134 mm. In den tieferen Bereichen wurde jedoch verstärkt Silt vorgefunden, was Zweifel daran aufkommen ließ, dass das meiste Wasser aus der Quelle hier durchfließt.
2018
Im Jahr 2018 wurde nach der Quelle des Wassers gesucht. Hierbei wurden einige im Vorjahr entdeckte Abzweigungen erkundet. Die Führungsleine musste erneut bis in eine Tiefe von 134 m ausgebessert werden. Ein Vorstoß wurde in einen unbekannten Tunnel unternommen, wobei eine Tiefe von 150 m unternommen wurde - eine bisher unerreichte Tiefe in einer portugiesischen Höhle. Es wurden weitere Unterwasservideos aufgenommen, und die nationalen Abendnachrichten von RTP1 erhielten ein Interview. Tauchgänge: 22, max. Tauchzeit 220 min, max. Tiefe: 150 m.
2019
Unter Berücksichtigung der großen Tauchtiefe und der langen Tauchdauer, wurden die Aktivitäten zu Jahresbeginn vor allem auf die Vorbereitung von Ausrüstung und Logistik, sowie auf die Verbesserung von Sicherheitsverfahren konzentriert. Zwei Dekompressionsglocken wurden an geeigneter Stelle in einer Tiefe von 7 m mit Auftrieb an der Tunneldecke platziert. Redundante Tauchausrüstung, vor allem Sidemount-Kreislaufgeräte wurden wiederholt getestet. Die elektronische Navigationskonsole Seacraft ENC2 wurde kalibriert und auf einem Seacraft Ghost-Scooter montiert, um Tiefe, Distanz und Azimut aufzuzeichnen, um so die Höhle in größeren Tiefen kartografieren zu können. Der Support für die Push Diver wurde erheblich verbessert bis man der Meinung war, die Mindestanforderungen für die Fortsetzung der Erkundung erfüllt zu haben. Die Tiefe von 174 m wurde überschritten, wobei 60 m Leine in einer unbekannten Passage verlegt wurden. Später wurden 190 m erreicht und mehr als 70 m Leine in der gleichen Passage verlegt. Tauchgänge: 28, max. Tauchzeit: 372 min, max. Tiefe: 190 mm. Im Jahr 2019 kartografierte das Team 1200 m unter Wasser, darunter 200 m unbekannte Höhle zwischen130 und 190 m Tiefe. Im Dezember 2019 wurde der Sonderbericht “Mergulho no Alviela” in den nationalen Abendnachrichten des Senders SIC präsentiert.
2020
2020 war ein untypisches Jahr. Die Tauchgänge begannen aufgrund einer kräftigen und langen Regensaison spät, was das Erkundungsfenster verkürzte. Die Aktivitäten wurden aufgrund des allgemeinen Lockdowns unterbrochen. Darüber hinaus traten bei einem der Push Diver gesundheitliche Probleme auf, und ein weiterer Taucher erlitt einen Tauchunfall. Somit schienen die Ziele für 2020 in weite Ferne gerückt. Nur der Entschlossenheit des interdisziplinären Teams aus Mitgliedern von AESDA und XploraSub ist es zu verdanken, dass in nur vier Monaten über 60 Tauchgänge durchgeführt wurden, die am 18. Oktober bis in eine Tiefe von 215 m führten und so die Erkundung der Unterwasserpassagen von Alviela um rund 150 m voranbrachten. Im Oktober 2020 wurde unter dem Titel “Alviela, Profundidade Máxima” in den nationalen Abendnachrichten des Senders SIC über das Projekt berichtet. Tauchgänge: 61, max. Tauchzeit: 375 min (tatsächlich verbrachte ein Rettungstaucher 547 Minuten unter Wasser!), max. Tiefe: 215 m.
2021
Exploration will resume, aware that in order to reach even deeper areas with an acceptable risk, we will have to evolve the operation in terms of planning, procedures and individual and collective equipment. It is important to underline that despite the various technical and technological advances noted, an exploration of this type cannot be developed without an extended team, including other cave divers and speleologists, who assume, both dry and immersed, transport, preparation and placement of a large volume of equipment, helping to overcome the unevenness of the dry route to access water, to support push divers in various procedures, particularly those involved in decompression, and to raise the safety levels of the entire operation.

215 m tief und damit die tiefste Höhle Portugals Alviela-Karten

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215 m tief und damit die tiefste Höhle Portugals Video eines Tauchgangs

Ein Video vom Rekord-Tauchgang im Jahre 2020

215 m tief und damit die tiefste Höhle Portugals Nationales TV-Programm

Eine kurze Dokumentation, die die Mühen und die Entwicklung des Projekts zeigt.

215 m tief und damit die tiefste Höhle Portugals Kritische Ausrüstung

  • Über die ENC

Für das Projekt bestand der Bedarf an einem Gerät zur automatischen, schnellen und genauen Erfassung topografischer Daten in Tiefen, in denen Schnelligkeit von kritischer Bedeutung ist. Die Wahl fiel deshalb auf die ENC, die sich in der Folge als eingach zu handhaben und sehr zuverlässig erwies. Auch die problemlose Übertragung der gesammelten Daten auf einen Computer ist ein unschätzbarer Vorteil.

  • Über den GHOST

Für das Projekt wurde ein Scooter gesucht, der zuverlässig ein weiteres und tieferes Vordringen ermöglicht. Im Rahmen einer Marktstudie wurde festgestellt, dass der Seacraft Ghost diese Eigenschaften bietet. Dabei wurden nicht nur die Angaben zu Materialqualität und verwendeten Technologien berücksichtigt, sondern auch die Erfahrungsberichte aus teilweise extremen Projekten. Tatsächlich ist der Ghost ein erstaunliches Gerät – sehr gut ausbalanciert mit fantastischer Reichweite und Geschwindigkeit, sehr einfach zu manövrieren und zu transportieren. Mit anderen Worten: Wenn man das Beste will, ist es schwer, ihn nicht zu wollen.

215 m tief und damit die tiefste Höhle Portugals Projektfotos

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215 m tief und damit die tiefste Höhle Portugals Über uns

  • Lebenslauf Rui Luís

Geboren 1978, Höhlenforscher seit 1992 und Taucher seit 2001. Im Jahr 1992 schloss er sich dem Team AESDA (Association of Underground Studies and Environmental Defense) an, in dem er für für die Herausgabe des Magazins  Trogle verantwortlich ist und derzeit als Vorsitzender fungiert. In Portugal ist er für die Entdeckung und Erkundung der Algar do Bom Santo (bedeutendste neolithische Nekropole), der römischen Minen von Valongo (größter römischer Minenkomplex), der Algar Palopes (tiefere Höhle in Portugal) bekannt. Hinzu kommen weitere Projekte im Zusammenhang mit Archeologie, Paläontologie und Biospäologie. Außerdem ist er Ausbilder für den technischen Bereich der Höhlenerkundung und Höhlenfotograf.

Rui Luis hat verschiedene Artikel und veröffentlicht und an nationalen und internationalen Kongressen seines Fachbereichs teilgenommen.

Seine taucherische Laufbahn begann 2001. Derzeit ist er CCR Advanced Mixed Gas Diver, Full Cave Diver, sowie Spezialist für Fotografie und Unterwasserarchäologie.

Aktuell ist er verantwortlich für den Bereich Höhlentauchen bei Xplorasub, einem Verband für Unterwasserstudien der derzeit für die Erkundung verschiedener Portugiesischer Karstquellen verantwortlich ist.

 

  • Lebenslauf Armando Ribeiro

Armando Ribeiro taucht seit 1999 und ist auf Unterwasserfotografie und -videografie spezialisiert, wofür er verschiedene nationale und internationale Preise gewonnen hat. Sein Interesse für tiefe Tauchgänge, unerschlossene Wracks und Höhlen veranlasste Armando Ribeiro dazu, in Portugal sein erstes Team aus technischen Tauchern zusammenzustellen, das mit vollgeschlossenen Kreislaufgeräten (Closed Circuit Rebreathers, CCR) ausgestattet war. Im Jahr 2004/2005 folgte die Gründung des In-Silence Dive Teams mit dem Hauotziel, das CCR-Tauchen weiterzuentwickeln, tief liegende Schiffswracks und Höhlen entlang der portugiesischen Küste zu erkunden und an internationalen Tauchexpeditionen teilzunehmen. Armando wurde schnell zu einem der ersten seriösen und erfahrendsten Expeditionstaucher in Portugal und nahm an zahlreichen Abenteuern mit einigen der weltbesten Tec-Tauchern teil. Sein neuestes Projekt widmet sich der Kartografierung und Videografierung der größten Quellen Portugals. Hierzu zählte kürzlich auch die Entdeckung neuer Galerien, die die Tür zu neuen Herausforderungen geöffnet haben, da nun größere Tiefen und Distanzen realisiert werden können.

Die Auswirkungen der Projekte und Expeditionen fanden aufgrund der Artikel in Tauchzeitschriften und der nationalen/internationalen Verbreitung von Videos große Anerkennung in der nationalen Tauchgemeinschaft und haben den Standard für Ausstellungen und Veranstaltungen rund um das technische Tauchen neu definiert.

  • Die Mitglieder des Xplorasub-Teams werden auf der Xplorasub-Website ausführlicher vorgestellt.